MIT DEN TOLLITÄTEN AUF DU UND DU

MIT DEN TOLLITÄTEN  AUF DU UND DU

Alaaf! Wir haben die Ehre, das designierte Prinzenpaar der Bundesstadt Bonn für die Session 2024/25 in unserem Interview nach allen Regeln der schreibenden Zunft „auf Herz und Nieren abzuklopfen“. Prinz Oliver I. (Kleine) und Bonna Maike I. (Derenbach) standen Rede und Antwort.

1977 in Bonn geboren und den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen studierte Prinz Oliver I. (Kleine) Volkswirtschaftslehre an der Bonner Universität – während und nach seiner Studienzeit kommentierte er den Bonner Vierdelszooch in Bonn Kessenich und steht seit einigen Jahren auch am Karnevalssonntag mit einem Mikrofon am Straßenrand von Bad Godesberg. Seit seiner Kindheit träumt er nach eigener Aussage den vielgeträumten Traum, „Einmol Prinz zo sin“ – diese Session hat sich sein Traum erfüllt. In seinem zivilen Leben jongliert er als Bankdirektor der Deutschen Bank mit Zahlen internationaler Kunden. Seine Familie – er ist seit zwölf Jahren verheiratet und dreifacher Vater – unterstützt ihn in seiner karnevalistischen Rolle.

Bonna Maike I. (Dr. Derenbach) ist 1987 mit ihrer Zwillingsschwester in Siegburg zur Welt gekommen. Sechs Jahre lang gab sie während ihres Studiums in Mainz „dem Helau die Chance, ein Alaaf zu werden, doch „et Hätz blieb im Rheinland“, so ihre herzlich humorigen Worte. Seit ihrer Rückkehr  nach Bonn arbeitet sie – nachdem sie wertvolle Erfahrungen in anderen Abteilungen gesammelt hatte – als Oberärztin in der Viszeralchirurgie des Johanniter-Krankenhauses. Parallel ließ sich die ambitionierte Medizinerin zur Notärztin sowie in der robotischen Chirurgie ausbilden und erwarb ihre Promotion. Das Helfen liegt ihr einfach im Blut – auch in ihrer Freizeit setzt sie sich für andere ein – ehrenamtlich widmet sie sich ihrem besonderen Herzensprojekt – dem Programm „Gesund macht Schule“ der Ärztekammer Nordrhein und der AOK Rheinland/Hamburg. Als Patenärztin der KG Burgschule in Bad Godesberg ist sie hier für die Gesundheitskompetenz und -förderung von Kindern und Jugendlichen da. Freizeit kennt die engagierte Maike auch: Dann ist sie an den schönsten Stränden der Welt mit dem Surfbrett anzutreffen und geht auf Reisen.

Freuen Sie sich auf ein Interview voller Witz, Charme und karnevalistischer Lebensfreude, bei dem wir auch einen Blick hinter die Kulissen des Privat- und Familienlebens unseres Prinzenpaares werfen!

 

Top: Was bedeutet es für euch, das Prinzenpaar von Bonn 2025 zu sein?

Oliver I.: Es ist der klassische Lebenstraum, der sich in dieser Session erfüllt. Eimol Prinz zo sin… das habe ich mir – genau wie im bekannten Lied von Wicky Junggeburth – schon immer gewünscht. Engagiert habe ich mich viele Jahre im Kessenicher Vierdelszoch und bei der Ehrengarde. Seit Jahren spreche ich in meinem Freundeskreis davon, dass ich einmal Prinz sein werde. Nun war es an der Zeit, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Ich bin sehr froh, dass es geklappt hat.

Maike I.: Das Lied „Eimol Bonna zo sin“ gibt es ja leider nicht, aber auch bei mir gibt es den Wunsch, einmal dieses tolle Amt ausüben zu dürfen, schon seit meiner Kindheit. In unserer Familie wurde immer Karneval gefeiert und wir haben viele, viele Züge besucht. Das Highlight waren dann immer die Tollitäten auf dem Wagen am Zugende. Mir war klar: Einmal da oben zu stehen, in die unzähligen fröhlichen Ge-sichter schauen und selbst Freude bereiten, das willst du auch.

Top: Wie habt ihr euch auf diese besondere Rolle vorbereitet?

Oliver I.: Der Festausschuss unterstützt uns mit seiner langjährigen Erfahrung. Das hilft uns natürlich sehr. Es schadet auch nicht, wenn man es in gewisser Weise gewohnt ist, vor Menschen aufzutreten. Ein bisschen Rampensau – im besten Sinne, versteht sich – sollte man für dieses Amt schon sein. Ansonsten gilt: neugierig und offen bleiben und auf den ein oder anderen Ratschlag hören.

Maike I.: In meinem Beruf als Ärztin begegne ich täglich Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen und Kulturen, sowohl im Kollegium als auch bei Patientinnen und Patienten. Nur mit Toleranz und Respekt ist eine gute Zusammenarbeit möglich. Und genau diese Vielfalt erleben und fördern wir im Bonner Karneval. Alles andere lernen wir in den Gesprächen zum Beispiel mit ehemaligen Tollitäten und in den von Oliver angesprochenen Trainings.

Top: Was sind eure wichtigsten Ziele und Wünsche für die kommende Karnevalssession?

Oliver I.: Wir leben in unruhigen Zeiten. Die Krisen und Konflikte um uns herum machen vielen Menschen Sorgen. Wir sind dafür da, die Menschen ein Stückchen vom Alltag abzulenken. Sie zum Lächeln zu bringen und ihnen eine gute Zeit zu bereiten. Gerade die junge Generation wollen wir auf unserer karnevalistischen Reise mitnehmen und Ihnen zeigen, wie großartig der Karneval ist. Wenn uns das gelingt, sind wir sehr zufrieden.

Maike I.: Wir wollen eine friedliche, fröhliche und ausgelassene Session erleben. Jede Jeck is anders und jede Jeck feiert anders. Die Menschen sollen miteinander Spaß haben, die Zeit genießen und auch mal Fünfe gerade sein lassen. Lachen ist die beste Medizin!

Top: Toleranz ist ein gutes Stichwort: „Kunterbunt und tolerant, su senn mir he im Jeckenland“ – was bedeutet euch das diesjährige Sessions-Motto persönlich?

Oliver I.: Toleranz und Weltoffenheit steckt in der DNA aller Rheinländerinnen und Rheinländer. Völkisches Gedankengut, Abschottung und Fremdenfeindlichkeit passen genauso wenig zum Karneval wie Diskriminierung, gleich, welcher Art.

Maike I.: Im Karneval zählt das Herz, nicht das Geschlecht, die Herkunft, die Sprache, der Glaube oder die sexuelle Orientierung. Wir sagen Sexismus, Rassismus und Extremismus entschieden den Kampf an – denn Kunterbunt und Tolerant, su senn mir he im Jeckenland!

Top: Wie plant ihr, die Traditionen des Bonner Karnevals zu bewahren und gleichzeitig neue Impulse zu setzen?

Oliver I.: Ich glaub, da kann ich für uns beide sprechen: Karneval ist ein phantastischer Brauch, der natürlich auf Regeln und Ritualen basiert, die teils viele Generationen alt sind. Und das macht natürlich auch den Reiz aus. Zum Beispiel kann man sich eine so schöne Uniform wie die der Ehrengarde der Stadt Bonn ja nicht einfach ausdenken. Und tragen darf man sie auch nur unter gewissen Bedingungen. Ähnliches gilt auch für den Prinz oder die Bonna. (Bonna nickt bestätigend)

             

 

 

Top: Auf welche Veranstaltungen und Auftritte freut ihr euch am meisten?

Oliver I.: Es ist schwer, einzelne Auftritte herauszunehmen, schon jetzt haben wir über 350 Termine vereinbart. Die Veranstaltungen sind so vielfältig, so unterschiedlich, wir freuen uns auf jede Begegnung. Ob Auftritte in Schulen und Altersheimen oder den großen Sitzungen der Korps und Vereine – alle Veranstaltungen sind auf ihre Art einzigartig. Natürlich wird aber unsere Proklamation am 10. Januar im Bonner Maritim Hotel und die Bürgersitzung meiner Ehrengarde ein ganz besonderer Abend.

Maike I.: … und der 11.11. hat uns schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf den Straßenkarneval gegeben. Der Höhepunkt des Straßenkarnevals am Rosenmontag wird für mich ein ganz besonderes Erlebnis werden, denn hier treffen wir die unterschiedlichsten Menschen aus der ganzen Welt, die alle ein Ziel haben: zusammen Spaß haben und tolle Momente erleben!

Top: Wie unterstützt ihr euch gegenseitig in euren Rollen als Prinz und Bonna?

Oliver I.: Wir sind beide Lernende, ein so herausragendes Amt hatten wir beide noch nicht inne. Wir sprechen viel miteinander, tauschen uns aus und geben uns Tipps. Da hilft es auch, dass wir uns schon länger kennen. Bisher ist unser Amt ja noch recht entspannt …

Maike I.: Ich glaube, dass Wertschätzung hier eine sehr große Rolle spielt. Und, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Um uns herum gibt es so viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die uns das Amt so einfach wie möglich machen. Die Prinzenführer, die Equipe, der Fahrdienst und viele fleißige Leute im Festausschuss, die das alles ermöglichen.

Top: Was möchtet ihr den Bonner Bürgern und Karnevalisten für die kommende Session mit auf den Weg geben?

Oliver I.: Habt Spaß, lasst es richtig krachen und genießt die 5. Jahreszeit! Und tut uns den Gefallen und passt aufeinander auf. Karneval macht am meisten Spaß, wenn man auch Rücksicht auf andere nimmt.

Maike I.: Wir beide freuen uns riesig auf Euch. Und ganz egal, wo wir Euch treffen werden, wir sind sicher, dass jede Begegnung einzigartig sein wird.

 

Fotos: Barbara Frommann, Arno Schatz