Die Inspiration der Fatima Halwani
Ein Blick hinter die Kulissen der weltweit gefragten Bonner Modeschöpferin Fatima Halwani
Ihre Kreationen sind bei TV-Produktionen zu sehen: Im RTL+-Format „4 Hochzeiten und eine Traumreise“ hatte Halwani das Siegerkleid aus 600 Folgen kreiert. Bei internationalen Festivals mit großer öffentlicher Beachtung wie den Filmfest-spielen Cannes, der Berlinale oder dem Wiener Opernball trägt Frau stolz ihre Klei-der. Hier zeigte sich zuletzt Nazan Eckes in einer von Halwanis Schöpfungen. In Modekreisen laufen ihre Models auf den Fashion Weeks New York, Paris, London, Berlin. Aus Köln kam die Anfrage, die Ausstattung der Jury beim Supertalent zu gestalten. Zuletzt fragte eine Bollywoodpro-duktionsfirma, ob sie die Ausstattung der aktuell meistbeschäftigten Schauspielerin Preity Zinta gestalten würde.
Ihre Geschichte liest sich wie ein kleiner Bonner American Dream. Manch Bonnerin oder Bonner mag sie von letztem Jahr mit ihrer Kirschblütenkollektion und dem zugehörigen Shooting in der Altstadt kennen. (Der General-Anzeiger berichtete.)
Aber auch in internationalen Mode-Magazinen wie der Vogue Portugal und Paris wird sie hoch gehandelt, und ihre Models präsentieren ihre Kreationen auf den angesagtesten Catwalks der Welt.
Fatima Halwani und der Kuss der Muse
„Eigentlich wollte ich als Kind ja Ärztin werden“, schmunzelt die junge Frau mit ihren braunen Augen und dem mädchenhaften Lächeln. Wer damals in ihrer Kindheit gut hinsah, bemerkte jedoch, dass sie überall zeichnete. In der Hauptschule skizzierte sie im Unterricht Mode-Entwürfe und Karikaturen ihrer Klassenkameraden – doch das tun viele. Wann kam der Moment, der Fatima praktisch von den anderen abhob – quasi der Kuss ihrer ganz persönlichen Muse? Wie kam es dazu, dass die jetzt international beachtete und für Film und Fernsehen gebuchte Mode-Designerin damals zu ihrem Design-Studium kam?
„Ich war nicht sehr selbstbewusst“, erinnert sie sich. „Außerdem war ich schrecklich selbstkritisch. Doch ihr Interesse an Gestaltung erlosch nie, und ihr Weg führte sie in Praktika im Modebereich und Konditoreien. „Ich war verzweifelt, weil ich nach meinem Weg suchte. Ich hätte damals nie gedacht, dass ich Design studieren könnte.“
Über das Gespräch mit einer Lehrerin und eine Berufsberatung bahnte sie sich ihren Weg von der Hauptschule über den Realschulabschluss zum Fachabitur. Somit waren die Türen für das Design-Studium geöffnet. „Ich habe schon früh begonnen, meine Entwürfe und Kreationen über Social-Media-Kanäle hochzuladen“, verrät Fatima Halwani. „Als ich mich irgend-wann an die ersten Agenturen wandte für Shootings und Models, kannte man mein Logo und die Entwürfe schon.“ Ein Traum. Und den lebt die Modeschöpferin nun tagtäglich in ihrem Atelier in Lannesdorf. Hier entstehen die Träume aus Stoff für die Red-Carpet-Anlässe weltweit, Exklusiv-Anfertigungen für Hochzeiten, aber auch Kinderbekleidung und Lingerie.
Die Designerin hinter der Kirschblüten-Kollektion 2023 oder 50 shades of pink
Gern lässt man sich von den Erzählungen der jungen Visionärin mitnehmen und auf andere Kontinente davontragen. Doch um ihre Träume in Tüll live zu sehen, muss man nicht zum Flughafen – vor der eigenen Tür konnte man letztes Jahr in der Altstadt Halwanis leidenschaftliche Ode an die Bonner Altstadt mit der Kirschblüte bewundern. „Ich liebe Blumen und die Natur. Als Kind habe ich gern am Waldrand gespielt und oft den Botanischen Garten besucht. Da hat mich der Aufbau von Blüten und Blättern gefesselt“, teilt die Designerin ihre Erinnerung. „Zunächst habe ich Parfum aus Blüten gemacht“, lacht sie über ihr lang vergessenes Kinderspiel. Die Brücke zur Kirschblütenkollektion liegt auf der Hand. „Kirschblüten liebe ich für ihre Leichtigkeit, ihre zarte, leichte aber auch vergängliche Natur – der Moment der Blüte ist wunderschön und man muss ihn sofort genießen“, gibt sie Einblick in ihre Inspiration, den Anfang ihres kreativen Prozesses. Auf die Frage hin, ob jemand aus ihrem Umfeld diese philosophische Ader bei ihr angestoßen habe, fragt sie zu-nächst: „Wirklich? Ich habe eine philosophische Ader? Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.“ Und dann erzählt sie eine berührende Geschichte: „Ich glaube, das war mein Vater. Er ist ein Mensch, der in allem den Sinn sucht und das mit uns Kindern geteilt hat. Damit fing das an“, entsinnt sie sich. Ein Beispiel sei Silvester gewesen. Als Kinder liebten sie Feuerwerk. Doch der Vater wollte das nicht. Er gab ihnen Geldscheine und ein Feuerzeug und bat den Bruder, das Geld anzuzünden. Natürlich waren die Kinder empört. Und der Vater sagte, das sei das Gleiche, wie wenn man Feuerwerk kaufe. Sie sollten etwas Sinnvolles damit anfangen, in einer Welt, wo es so viel Armut gebe.
Wie berührend ist der Gedanke hier, dass die erwachsene Fatima das Vergängliche an Blühendem liebt, wie sie das ebenso vergängliche Feuerwerk liebte. Nun bannt Halwani die flüchtige Poesie der Feuerwerke in Stoff und Eigenkomposition für die Ewigkeit. Wenn das nichts Sinnvolles ist!
Zurück zum Tag des Kirschblüten-Shootings: Man fragt sich, wie sie an die Stoffe und Models für die Kirschblütenkollektion kam. Wer die langbeinigen Grazien waren? Sie verrät: „Ich poste das bevorstehende Shooting auf Social Media mit Datum, Ort, etc. Dann melden sich interessierte Models aus meinem Netzwerk von Agenturen, aber auch Freischaffenden, teils Kundinnen und Freunde. Models gibt es genug.“ Die Stoffe besorge sie auf Reisen zu Zwischenhändlern in ganz Europa, die ihre gewünschten Stoffe im Angebot haben. Sie kann die Stoffe nicht von Großhändlern beziehen, da sie sich auf Einzelstücke spezialisiert hat und die Abnahmemenge im Großhandel zu umfangreich ist.
Am Tag des Kirschblüten-Shootings gab es viele Schaulustige – Passanten, Anwohner, sogar professionelle Fotografen, welche das farbige Schauspiel für eigene Bilder nutzten. Ein Anwohner wurde selbst spontan Teil des Teams und stellte Halwanis Visagistin Strom für den Föhn zur Verfügung. Zeitgleich präsentierte sie ihre Kollektion im Kameha Grand am Bonner Bogen im Rahmen einer Pop-Up-Ausstellung.
Ihre Kunden, der kreative Prozess und eine Wahnsinnsgeschichte
„Viele denken, meine Kundinnen und Kunden wären nur Prominente oder 36er Models. Die gibt es zwar auch, aber bei weitem nicht nur. Es macht ja auch Sinn, dass sich Kunden jenseits der Standardgrößen Kleidungsstücke maßschneidern lassen.“
Die Designerin durchläuft mit ihrer Kundin den Entwicklungsprozess eines Kleides. „Natürlich sind meine Kleider » Luxus“, gibt Halwani zu. „Maßanfertigungen in Handarbeit kosten einfach.“ Und dann noch die Reisen für den Stoff… man gewinnt den Eindruck, dass die junge Unternehmerin ein Jetset-Leben führt. Und in der Tat erzählt sie von zwei völlig verrückten Arbeitstagen. Auf der Agenda stand die Teilnahme an der Fashion Week London, während sie parallel in der Produktion eines opulenten Hochzeitskleides mit Termindruck stand. Also: Flüge gebucht, morgens in die britische Metropole geflogen, 8 Uhr gelandet. Vor Ort folgten direkt Anproben, Fitting, Laufübungen, Modenschau. Danach ein Interview, eine Einladung zu einer After-Show-Party. Schließlich noch eine Besprechung im Hotel mit dem Veranstalter. Für den frühen Morgen war der Rückflug gebucht, denn am nächsten Abend sollte es nach Istanbul weitergehen für das auf Termin fertigzustellende Hochzeitskleid in Expressfertigung. Wahnsinn!
Für Fatima Halwani hieß das, in Düsseldorf gelandet, schnell nach Bonn, Koffer austauschen, kurz unter die Dusche, einen Snack auf die Hand und dann sofort zum Kölner Flughafen, um die Maschine nach Istanbul nicht zu verpassen. Hier war der für das Kleid benötigte feinste Tüll abzuholen. „Für das komplett be-stickte Kleid brauchte ich einen Monat mit 20-Stunden-Arbeitstagen.“ Die Auftragsarbeit einer verzweifelten jungen Braut wurde komplett mit Spitze, Blüten und Swarovski-Steinen auf 200 Meter feinstem Tüll, 15 Meter Spitze handbestickt und wog 15 Kilo. Und doch sah dieses Schwergewicht nach „einem Hauch von Nichts“ aus, wie Halwani lacht. „Das war eine sehr harte Arbeit, aber wenn ich sehe, wie der Braut vor Glück die Tränen rollen, hat es sich gelohnt.“ Nach so einem absoluten Ausnahme-Auftrag nimmt sich die Designerin und Textiltechnikerin erst einmal einen bis zwei Tage Auszeit.
Ihre Inspiration
Die Welt des künstlerischen Schaffens ist unendlich komplex. „Es hängt vom Vor-gang ab“, macht die Kreative neugierig. „Kann sein, dass ich zuerst einen Stoff sehe und fühle – fließend, leicht oder stark, statisch – da entstehen vor meinem inneren Auge schon die ersten Entwürfe.“ Oder: „Du kannst dich von deiner Umgebung, der Natur inspirieren lassen, vielleicht von einem Marienkäfer mit seinen Farben und Punkten. Die Fühler sehe ich zackig und würde das mit besonders geschnitte-nen Federn nachempfinden.“ Während die Design-Schaffende dies erzählt, kommt sie richtig in Fahrt: „Ich habe alle paar Sekun-den Ideen. Das ist ein Problem. Ich kann gar nicht so schnell zeichnen, wie die Va-riationen entstehen. Es ist frustrierend, dass man nicht alle Ideen verfolgen kann. Manchmal denke ich, ich will einen 3D- Drucker an meinen Kopf anschließen.“
Ob sie an Expansion denkt? Die Antwort folgt prompt: „Ich habe oft versucht, Leu-te einzustellen. Aber das führte auch nicht zum Erfolg. Man muss so viele zeitrauben-de Anweisungen geben.“ Dazu kommt, dass sie sehr hohe Erwartungen an Qua-lität und Fertigungstechnik stellt. „Zum Beispiel arbeite ich nicht mit den üblichen Nesselstoff-Entwürfen oder auch Schnitt-konstruktion. In 36er Größe erstelle ich keine Schnitte mehr, weil ich das so im Gefühl habe … Ich warte noch auf die per-fekte Ergänzung eines Mitarbeiters.“
Manchmal denke ich,
ich will einen 3D-Drucker an meinen Kopf anschließen.
Da darf man gespannt sein, was man noch alles von dieser rastlosen Bonnerin hören wird. Im November präsentiert die Desig-nerin ihre neue Kollektion anlässlich eines Charity Events in Bad Godesberg. TW n und würde das mit besonders geschnitte-nen Federn nachempfinden.“ Während die Design-Schaffende dies erzählt, kommt sie richtig in Fahrt: „Ich habe alle paar Sekun-den Ideen. Das ist ein Problem. Ich kann gar nicht so schnell zeichnen, wie die Va-riationen entstehen. Es ist frustrierend, dass man nicht alle Ideen verfolgen kann. Manchmal denke ich, ich will einen 3D- Drucker an meinen Kopf anschließen.“
Ob sie an Expansion denkt? Die Antwort folgt prompt: „Ich habe oft versucht, Leu-te einzustellen. Aber das führte auch nicht zum Erfolg. Man muss so viele zeitrauben-de Anweisungen geben.“ Dazu kommt, dass sie sehr hohe Erwartungen an Qua-lität und Fertigungstechnik stellt. „Zum Beispiel arbeite ich nicht mit den üblichen Nesselstoff-Entwürfen oder auch Schnitt-konstruktion. In 36er Größe erstelle ich keine Schnitte mehr, weil ich das so im Gefühl habe … Ich warte noch auf die per-fekte Ergänzung eines Mitarbeiters.“
Da darf man gespannt sein, was man noch alles von dieser rastlosen Bonnerin hören wird. Im November präsentiert die Desig-nerin ihre neue Kollektion anlässlich eines Charity Events in Bad Godesberg.